Berliner Notübernachtungen fordern Quarantänestation auch im Sommer
In einer öffentlichen Stellungnahme wendeten sich die Mitglieder am 28.07.22 an Berlins Finanzsenator Daniel Wesener und Sozialsenatorin Katja Kipping. Sie forderten die Eröffnung einer neuen Quarantänestation. Denn Menschen mit einem positiven Corona-Test können zum Schutz der anderen Gäste in ihren Einrichtungen nicht aufgenommen werden und müssen mit ihrer Infektion auf der Straße verbleiben. Unterzeichnet wurde der Brief von allen neun Notübernachtungen des Arbeitskreises.
Sehr geehrter Herr Wesener, Sehr geehrte Frau Kipping,
wir, vom Arbeitskreis der ganzjährigen Notübernachtungen der Stadt Berlin, wenden uns nun nach mehrmaligen Versuchen öffentlich an Sie! Mitte April dieses Jahres wurde die Quarantänestation für obdachlose Menschen, die sich mit dem SARS-CoV-2 Virus angesteckt haben, geschlossen. In einem Artikel über die Problematik des ND vom 26.06.2022 heißt es von Seiten des Senats für Integration, Arbeit und Soziales, das sei allen bekannt gewesen, weil die Finanzierung über die Kältehilfe gelaufen sei. Das war vielen von uns nicht bekannt. Darüber hinaus setzen Sie uns und unseren Klient:innen damit einer unaushaltbaren, menschenverachtenden und lebensgefährlichen Situation aus!
Die Menschen, die in unseren Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe aufgenommen werden, werden, aufgrund unserer Öffnungszeiten, meist erst abends getestet. Um diese Zeit und auch am Wochenende ist kein Gesundheitsamt geöffnet, um uns beratend zur Seite zu stehen. Wird ein Gesundheitsamt eines Bezirkes dennoch zu normalen Bürozeiten erreicht, werden auch dort keine Möglichkeiten der Unterbringung vorgehalten. Wir haben momentan keine Lösung für die betroffenen Menschen. In unseren Einrichtungen ist eine Isolation für positiv getestete Menschen nicht möglich, sodass wir diese erkrankt alternativlos auf die Straße entlassen müssen, zum Schutze der Anderen vor Ort. Das stellt unterlassene Hilfeleistung dar! Die Argumentation, die wir bisher hörten, die gegen eine Neueröffnung einer Quarantänestation im Sommer spreche, sei, dass es nicht genug Fälle gäbe. Wir sagen, schon ein einziger Fall macht sie notwendig. Denn eine Ansteckung mit dem SARS-CoV-2 Virus ist eine ernstzunehmende Angelegenheit und darf nicht auf der Straße auskuriert werden. Vor allem nicht bei Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad Celsius. Seit dem 20.05.2022 sind dem Arbeitskreis Wohnungsnot 34 positive Fälle mitgeteilt worden, allein 26 davon im Juli. Wir gehen von einer höheren Dunkelziffer aus. Allein in der vorletzten Woche mussten aus einer frauenspezifischen Notübernachtung sechs Frauen auf die Straße entlassen werden, weil sie an Covid erkrankt waren. Die Inzidenz in Berlin liegt momentan bei ungefähr 500, Tendenz steigend. Warum glauben Sie, unsere Klient:innen seien von diesem Trend ausgeschlossen?
Wir fordern hiermit die sofortige Eröffnung einer neuen Quarantänestation!
Unterzeichnende:
Notübernachtung Marie der Koepjohann`schen Stiftung
Notübernachtung am Containerbahnhof der Berliner Stadtmission
Notübernachtung für Frauen* Mitten im Kiez der AWO Spree-Wuhle
Notübernachtung für Frauen der Gebewo Pro Berlin
Notunterkunft für wohnungslose Familien, Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V.
EJF Notübernachtung für wohnungslose Familien
Notübernachtung für Menschen ohne Obdach des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin e.V.
Anna Birthler, Notübernachtung für Frauen des SkF Evas Obdach
Notübernachtung des Straßenfeger e.V.
Svetlana Krasovski-Nikiforovs, Leitung Ambulanz, Verein der Berliner Stadtmission