Tagestreff Mitte schließt die Pforten zum 30.04.20

Berlin, 30. April

tagestreff c lenaobst 0144webZum Beginn der Kältehilfe im Oktober 2020 wurde eines schnell klar: In Pandemiezeiten fehlt es obdachlosen Menschen an Möglichkeiten, sich tagsüber im Warmen aufhalten zu können. Die Eröffnung des Tagestreffs Mitte kurz vor Weihnachten traf hier einen Nerv.

Das Projekt entstand aus einer Initiative des Hofbräu Berlin und der GEBEWO pro, die das Angebot gemeinsam umsetzten. Erste Auswertungen nach dem Ende der Kältehilfe zeigen, wie wichtig das Angebot in diesem Winter war.

Unterschiedliche Angebote und großer Bedarf
Der Andrang war von Anfang sehr groß und schon nach kurzer Zeit wurde die Anzahl der vereinbarten Plätze auf 200 aufgestockt, meistens waren noch mehr Besucher*innen da. Um eine Vorstellung von der starken Nutzung zu bekommen, hilft ein Blick in Küche: Insgesamt wurden circa 20.000 Essen ausgegeben. Die Nutzer*innen nahmen allerdings nicht nur das kulinarische Angebot in Anspruch. Es konnten auch eine große Anzahl an Spenden verteilt werden, u. a. Thermokleidung, Weihnachtsgeschenke und zum Abschluss Schlafsäcke, Isomatten und weitere Outdoorartikel. Durch die Unterstützung des DRK Berlin konnten sich die Gäste außerdem medizinisch beraten und versorgen lassen. In der letzten Woche wurde der Tagestreff sogar noch zu einer Impfinsel für Menschen ohne Ausweis und Krankenversicherung. An nur zwei Tagen wurden mehr als 350 Impfungen durchgeführt - ein Riesenerfolg.

Beratungsangebote wurden gut angenommen
Auch die Beratungsangebote hatten vom ersten Tag an großen Zulauf. Allein 160 Erstberatungen wurden von den Fachkräften durchgeführt. Hierbei zeigte sich wieder einmal die besondere Wichtigkeit mehrsprachiger Beratung, wie sie durch die Frostschutzengel und TRIA durchgeführt wurde. Neben den beiden Projekten gab es zusätzliche Beratungsangebote von den Kolleg*innen vor Ort und einmal wöchentlich vom mobilen Streetwork-Team des Bezirksamts Mitte.
Mit 55 % machten Personen deutscher Herkunft den größten Anteil der Beratungen aus, 41 % waren Staatsbürger*innen aus einem EU-Staat, 4 % hatten eine nichteuropäische Staatsangehörigkeit. Nur circa 25 % der beratenen Personen erhielt ALGII oder Hilfe zum Lebensunterhalt nach SGBXII, ganze 38 % hatten gar kein Einkommen. Die Hälfte aller beratenen Personen schlief in Notunterkünften der Kältehilfe, circa 15 % lebten auf der Straße. Zu den Hauptthemen der Beratungen gehörten Informationen zu Kältehilfeangeboten, Passbeantragungen, Beratungen und Beantragungen zu SGBII und SGBXII, die Vergabe von Postadressen und Beratungen zu ASOG-Unterkünften.

Ein tolles Team und eine erfolgreiche Kooperation
Dass die Nutzer*innen sich so wohl und versorgt gefühlt haben, dass sie immer wiederkamen, ist für uns die schönste und wichtigste Bestätigung. Das ist dem großartigen Team aus Sozialarbeiter*innen, Mitarbeitenden des Hofbräus, Ehrenamtlichen und Security-Mitarbeitenden zu verdanken, ohne die der Erfolg dieses Angebots nicht möglich gewesen wäre. Wir sind sehr glücklich und dankbar für die tolle Zusammenarbeit mit dem Team des Hofbräus. Gemeinsam haben wir dem Corona-Virus getrotzt und ein Angebot auf die Beine gestellt, das vielen obdachlosen Menschen spürbare existenzielle Hilfe geben konnte. Wir wissen, dass die Kolleg*innen vom Hofbräu momentan noch einer ungewissen Zukunft entgegensehen und hoffen sehr, dass sie sich sehr bald schon wieder ihrem Kerngeschäft widmen können.