Unterstützung in der Corona-Krise

02. April 2020

1wilhelm gunkel Vgo3XNLZreM unsplashDie letzten Wochen waren aufgrund der Corona-Krise mehr als ungewöhnlich. In einer Zeit, in der Abstand halten oberstes Gebot ist, erreichte uns aber auch viel Solidarität und Empathie für Menschen in Not. Denn besonders für obdachlose Menschen ist die aktuelle Situation brenzlig. Ihnen fehlt allem voran die Möglichkeit, sich in die eigenen vier Wände zurückzuziehen.

Der öffentliche Raum wird immer leerer, was gut ist, um die Pandemie zu entschleunigen. Für obdachlose Menschen heißt das aber auch: Weniger Menschen auf der Straße, die ihnen Geld spenden oder Straßenzeitungen kaufen, noch mehr Berührungsängste, weniger Pfandflaschen und auch weniger Anlaufstellen, um sich mit Nahrungsmitteln zu versorgen.
Um dem entgegenzuwirken, haben wir in den letzten zwei Wochen gleich zwei Partner gefunden, die uns bei der Versorgung obdachloser Menschen unterstützen wollen.

Himmlische Hilfe

Seit dem 24.03. versorgen das Restaurant Kreuzberger Himmel und das Catering Unternehmen Bab al-Jinan obdachlose Menschen mit warmen Mahlzeiten. Auf Initiative von Be an Angel e. V. und in Kooperation mit der Kältehilfe Berlin werden täglich bis zu 70 Mahlzeiten an sieben Tagen die Woche an vier verschiedenen Standorten in Berlin ausgegeben, darunter auch die Tagesstätte Seeling Treff. Um das zu ermöglichen, hat Be an Angel e. V. mit einem Spendenaufruf rund 2.000 Euro für die Nahrungsmittel gesammelt. Ein Großhändler unterstützt mit Produkten zum Einkaufspreis oder Nahrungsmitteln, die kurz vor dem Verfallsdatum nicht mehr in den Verkauf gelangen. Das Küchenteam vom Kreuzberger Himmel stellt seine Zeit zur Verfügung, Bab al-Jinan stellt den Food-Truck.

Be an Angel e. V. unterstützt seit September 2015 Geflüchtete beim Ankommen. Der Verein hat 2018 auch das Restaurant Kreuzberger Himmel initiiert, das mit 105 Plätzen von einem 20-köpfigen Team von Geflüchteten aus sieben Nationen geführt wird und sich in den zwei Jahren des Bestehens erfolgreich etabliert hat. Das Restaurant kämpft aufgrund der Corona-Krise, wie auch das Catering Unternehmen Bab al-Jinan, um das Überleben. Dass sie sich in dieser schwierigen Zeit für obdachlose Menschen engagieren, finden wir außerordentlich und sind wahnsinnig dankbar für die Unterstützung.

Die aus dem Irak stammende Köchin Layale Jafar aus dem Kreuzberger Himmel sagt: „Wir haben in Deutschland so viel Unterstützung erfahren – ich finde es selbstverständlich, dass jetzt wir helfen, wo wir können.“

Der Food-Truck versorgt obdachlose Menschen an den folgenden Standorten:

  • Bahnhofsmission am Ostbahnhof / Montag und Freitag ab 12:30 Uhr
  • Tagesstätte Seeling Treff / Dienstag und Samstag ab 12:00 Uhr
  • Tee- und Wärmestube Neukölln / Mittwoch und Sonntag ab 15:30 Uhr
  • Emmaus-Ölberg-Kirchengemeinde / Donnerstag ab 10:00 Uhr

 

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Das Team vom Kreuzberger Himmel und dem Catering Bab al-Jinan 


Frühstück aus dem Hotel

Auch das Hotel Adlon Kempinski Berlin möchte jenen ein wenig unter die Arme greifen, die von dieser außerordentlichen Krisenzeit besonders schwer betroffen sind. Deshalb bieten sie Menschen aus dem Gesundheitswesen nur eine kostenlose Übernachtung in ihren Zimmern, sobald sie wieder öffnen dürfen. Ihre Solidarität gilt aber auch obdachlosen Menschen in Berlin. Deshalb wandte sich das Hotel an unsere Kältehilfe Notübernachtung in der Storkower Straße und bot seine Unterstützung an. Seit dieser Woche versorgt das Adlon mit seinem eigenen, in diesen Zeiten sehr dezimierten, Küchenteam, die Einrichtung einmal wöchentlich mit einem Frühstück. Darüber hinaus planen die sich in der Ausbildung zum Koch befindlichen Azubis des Hotels eine große Backaktion für die Krisenhelfer*innen. Über 500 Osterlämmer sollen in der hoteleigenen Bäckerei gebacken werden und als kleinen Ostergruß an einige Krisenhelfer*innen in der Stadt sowie an die notleidenden obdachlosen Menschen verteilt werden.

Michael Sorgenfrey, der erst Mitte Februar die Leitung des Hotels übernommen hat, meint dazu: „Ich bin unglaublich stolz auf mein Team. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation, von der alle Mitarbeiter betroffen sind, brennen sie weiterhin vor Engagement. Es sind kleine Gesten im Rahmen unserer Möglichkeiten, aber als Mitglied der für diese großartige Stadt so immens wichtigen Beherbungsbranche ist es uns wichtig, einen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten.“

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Mitarbeitende des Hotels liefern das Frühstück in der Storkower Straße an.

Auch wir sind unglaublich begeistert vom Engagement, das diese Berliner Unternehmen und der Verein gerade aufbringen, obwohl die aktuelle Situation für sie selbst sehr schwierig ist. Berlin hilft – und beweist sogar in Krisenzeiten Menschlichkeit. Vielen Dank für eure Zeit, eure Energie und die Solidarität, die ihr Menschen in Not entgegenbringt!

 

Titelbild: Wilhelm Gunkel via Unsplash.com